FÜR DICH: Meine Checkliste "In 10 Schritten ready für die Bühne“

Hoch singen: 3 überraschend einfache Werkzeuge

Sänger mit Brille und geschlossenen Augen mit Mikrofon, am hoch singen aus vollem Halse

Du kennst das sicher als Sänger*in: In fast jedem Song kommt diese eine Stelle, an der die Melodie sich in die Höhe schwingt und das Ganze auf einen Höhepunkt zugeht. Vielleicht ist es in der Bridge, häufig aber im Chorus. Und du möchtest natürlich, dass du gut klingst… Aber hoch singen ist gar nicht so einfach. Diese hohen Passagen stabil hinzukriegen und sie dann auch noch so zu gestalten, wie du das gerne hättest, hat seine Tücken. In diesem Blogartikel erkläre ich dir wie du auch in der Höhe ganz fantastisch klingen kannst.

Atemstrom steuern

Was passiert ganz häufig, wenn’s nach oben geht mit der Melodie? Es wird wacklig. Es fühlt sich an, als würde alles ein bisschen aus den Fugen geraten. Du weisst nicht so genau, was du tun sollst, um alles zu stabilisieren und die erste Reaktion ist erst mal zu versuchen, den Ton irgendwie «festzuhalten». Das äussert sich häufig als Anspannung – und zwar genau dort, wo du es gar nicht gebrauchen kannst: Im Hals (aua!) und in der Bauchmuskulatur. Die Anspannung im Hals führt dazu, dass sich deine Stimmbänder und dein Kehlkopf nicht mehr so bewegen können, wie sie das eigentlich müssten, um den gewünschten Ton hinzukriegen. Du spürst dann unter Umständen ein Kratzen oder sogar einen Schmerz – auf alle Fälle ist es sicher nicht angenehm.

Die Bauchmuskulatur und ihre wichtige Rolle beim Steuern der Luft

Die Anspannung in der Bauchmuskulatur ist eigentlich sogar die Ursache für die Verspannung im Hals. Wenn die Bauchmuskulatur sich verhärtet, gibst du die Kontrolle auf über den Luftstrom, der ja deinen Ton überhaupt erst kreiert. Die Luft wird dann völlig unkontrolliert durch den Kehlkopf gepresst. Der wiederum ist völlig überfordert und macht einfach mal zu um die Stimmbänder zu schützen vor diesem «Luftangriff». Was also tun?

Hol dir die Kontrolle über deine Bauchmuskulatur zurück. Im Idealfall bewegt sich die Bauchmuskulatur unterhalb des Bauchnabels während eines Tones leicht und gleichmässig nach innen, als würde sich der Bauchnabel der Wirbelsäule annähern. Wenn du also merkst, dass du den Impuls hast, deinen Bauch zu verhärten und vielleicht sogar nach aussen zu pressen, dann halte kurz inne. Nimm dir kurz Zeit um zu spüren, wie sich das auf deine Halsmuskulatur auswirkt und wie sehr sie sich sofort auch verspannt. Dann versuche das Gegenteil. Singe einen Ton und stell dir vor, dass du ihn mit der Bauchmuskulatur initiierst. Das ist natürlich nur eine Vorstellung – der Ton entsteht bei den Stimmbändern. Aber mach dir bewusst, dass das leichte «Ankicken» der Bauchmuskulatur und das stete leichte Ziehen nach innen, als wäre es gegen einen leichten Widerstand – der Auslöser dafür ist, dass deine Stimmbänder ihre Arbeit überhaupt machen können.

Kleiner Extra-Tipp:

Versuch, diese Bewegung auch mal ohne Ton sondern nur während du «S» sagst, auszuführen. So kannst du nämlich die Dauer so richtig ausreizen und die Gleichmässigkeit gut üben. Das «S» benötigt nämlich viel weniger Luft als ein Ton.

Lautstärke nutzen um hoch zu singen

Ein ganz, ganz häufiges Problem beim Üben von hohen Songpassagen ist bei meinen Schülern, dass sie Angst davor haben. Angst, dass beim hoch Singen die Stimme wegknickt, dass es „ganz furchtbar“ klingt, dass sie sich blamieren, dass sie es nicht können etc. etc. etc. Diese Angst führt dann dazu, dass erst mal nur ganz leise gesungen wird, damit auch ja die Töne getroffen werden. Das führt aber natürlich nicht dazu, dass es dann auch so klingt, wie es soll – im Gegenteil.

Dann tritt nämlich eine weitere befürchtete Sache ein: Die Teile davor klingen sicher und kräftig und sobald es in die Höhe geht, ist die Klangqualität der Stimme ganz anders. Nicht unbedingt schlechter, aber halt etwas zu sanft, um dem angestrebten Höhepunkt auch wirklich gerecht zu werden. Und genau dadurch hört man dann auch die Enttäuschung und die Unsicherheit, die durch diese Diskrepanz entstehen. Was also tun?

Es scheint dir vielleicht sicherer zu sein, leise zu singen, damit du die Töne besser triffst. Es ist in der Tat aber gar nicht einfacher, leise, hoch und stabil zu singen, als laut, hoch und stabil. Das hat damit zu tun, dass wir – sofort wenn wir lauter singen, auch mehr Energie einsetzen. Diese Energie sorgt dafür, dass der Luftstrom, mit dem du den Ton ja überhaupt erst erzeugst, nicht ruckelig und zögerlich von deiner Lunge durch die Luftröhre, den Kehlkopf, den Rachen und Mund nach aussen fliesst, sondern in einem Guss, schön gleichmässig und gut reguliert. Ergebnis: Ein stabiler Ton, der kräftig klingt und sich hören lassen kann.

Kleiner Extra-Tipp:

Versuche mal, deine Lautstärke auf einer Skala von 1-10 einzuschätzen (1 = ganz leise, 10 = so laut du kannst). Was ist deine normale Sprechlautstärke? Wie laut bist du, wenn du in der Tiefe kräftig singst? Und was passiert, wenn es nach oben geht? Peile für die hohen Passagen eine Lautstärke zwischen 7 und 8 an. Das funktioniert für die meisten meiner Schüler super.

Intentionen klären

Ganz ehrlich – ich liebe ja Technik über alles und könnte stundenlang darüber reden und schreiben. Aber dieser Tipp hier ist für alle diejenigen, denen der Kopf raucht, wenn sie sich überlegen, welchen Muskel sie jetzt genau wohin bewegen müssen und woran man alles denken soll… 😀

Mittlerweile ist dir sicher klar, dass es vor allem darum geht, den richtigen Energieeinsatz zu finden, um die hohen Töne hinzukriegen. Und wann wissen wir ganz intuitiv, wieviel Energie angesagt ist, ohne lang überlegen zu müssen? Wenn wir jemandem etwas sagen, wenn wir uns Gehör verschaffen, wenn wir uns an jemanden richten.

Interpretationstechnik

Schau dir jetzt einmal, anstatt dich nur auf die anatomischen Technik-Tipps zu konzentrieren, deine Interpretationstechnik an. Überlege dir genau, was es ist, was du da singst. Zu wem singst du eigentlich und was sagst du genau an der Stelle, wo es in die Höhe geht? Meinst du auch genau das, was du sagst? Welche Absicht schwingt mit in deinen Worten? Klagst du dein Gegenüber etwa an? Verteidigst du dich? Erklärst du deine Liebe? Oder bist du sarkastisch?

Wenn du dir klar machst, was eigentlich hinter deinen Worten steckt, die du da singst, wirst du höchstwahrscheinlich mit etwas Konzentration sehr leicht die richtige Energie entwickeln, um deinen Atemfluss und deine Lautstärke genauso zu regulieren, dass der Ton schliesslich das vermittelt, was du damit sagen möchtest. Und darum geht es doch schliesslich beim Singen, oder? Du willst ja nicht einfach angeben damit, wie hoch du singen kannst, sondern du willst im Zuhörer ein Gefühl auslösen.

Hoch singen: Fazit

Hohe Töne sicher singen – du siehst: Eigentlich braucht es gar nicht so viel, um das hinzukriegen. Regulieren des Atemstroms, die richtige Lautstärke und sich klar werden über die Aussage und die Absicht der gesungenen Worte ist schon die halbe Miete. Und dann: Üben, üben, üben. Ich wünsche dir viel Spass beim Entdecken deiner neuen Höhen. Und eins sei noch gesagt: Wenn’s Probleme gibt oder du stecken bleibst, dann zögere bitte nicht, dir professionelle Hilfe zu holen von einer qualifizierten Gesangslehrperson. Vieles kann man sich alleine aneignen, aber es geht doch nichts über ein zusätzliches paar geschulte Ohren und ein paar Tipps vom Profi. 😉

PS: Und wenn es dich nervös macht, deine neu erarbeiteten hohen Töne vor Publikum zu präsentieren, dann hilft dir vielleicht mein Artikel zum Thema Lampenfieber weiter.

Martina Rick, Vocal und Performance Coach, schaut im schwarz-weiss-gestreiften Shirt lächelnd aus dem offenen Fenster ihres Studios in Basel

Hey, ich bin Martina!

Als Expertin für Gesang und Schauspiel helfe ich dir dabei, dich und deine Stimme bühnenreif zu machen. Entdecke mit mir, wie du deine Auftritte stimmsicher und souverän meistern kannst.

Sänger, der mit geschlossenen Augen den Kopf leicht geneigt ins Mikrofon singt vor einer rot angeleuchteten Backsteinwand

1:1 Gesangsunterricht

Im Einzelunterricht lernst du eine gute und gesunde Gesangstechnik, um genau so zu klingen, wie du dir das wünschst. Ausserdem entdeckst und erarbeitest du mit meiner Unterstützung alle nötigen Skills, die du zum Singen auf der Bühne brauchst.

Sängerin im roten Kleid schaut lächelnd und singend ins Publikum und streckt den Arm nach vorne aus mit erhobenem Zeigefinger

Bühnen1x1 für Sänger*innen

In diesem eintägigen Workshop lernst du als ProfiSänger*in, wie du deinen Auftritt auf der Bühne richtig gut gestaltest und dich wohl und sicher fühlst. Lampenfieber? Kannst du mit umgehen. Textunsicherheiten? Gehören der Vergangenheit an. Hampelige Arme? Nie wieder.

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