Als Sänger:in bist du immer wieder mit der Frage konfrontiert: Welchen Song lerne ich als nächstes. Oft nimmt man einfach, worauf man grad Lust hat und das ist eigentlich auch gar keine schlechte Idee. Aber vielleicht möchtest du ja ein Repertoire aufbauen, mit dem du dich wirklich richtig wohl fühlst und das gut zu dir passt. Wie also triffst du eine gute Songauswahl für dich? Stelle dir die die folgenden Fragen:
1. Finde ich den Song einfach zum Anhören schön oder auch zum selber singen?
Ganz ehrlich – das ist mir schon so oft passiert: Ich höre einen Song immer wieder, bin ganz begeistert davon und fange an, ihn zu üben – und siehe da: Nach kurzer Zeit realisiere ich, dass ich den Song zwar gerne höre, aber dass ich ihn zum selber singen irgendwie nicht so toll finde. Das kann natürlich ganz unterschiedliche Gründe haben. In jedem aber Fall gilt: Songs, die dich beim selber singen langweilen oder dir sogar anfangen auf die Nerven zu gehen gehören nicht in dein Repertoire. Geniesse sie beim Anhören.
2. Ist der Song sehr abhängig von speziellen Soundeffekten?
Manche Songs leben förmlich von speziellen Beats, Soundeffekten oder Riffs eines bestimmten Instruments. Wenn man diese Elemente nicht reproduzieren kann, funktioniert der Song nicht, weil etwas fehlt, das ihn ganz massgeblich prägt. Wenn du also auf der Suche bist nach Songs, die sich auch nur mit Gitarre oder Klavier gut begleiten lassen, dann nimm Material in deine Songauswahl auf, das nicht abhängig ist von vielen Instrumenten oder speziellen Effekten.
3. Weckt der Song in mir Ideen, wie ich ihn gestalten könnte?
Diese Frage hängt natürlich mit der vorhergehenden zusammen. Von speziellen Effekten abhängige Songs lassen sich weniger flexibel gestalten. Stücke mit einer starken Melodie lassen da mehr Raum. Probiere aus, ob dir Ideen kommen, wie du z.B. die Melodie anders phrasieren könntest. Spiele mit dem Tempo, probiere Melodie- und Rhythmusvariationen aus. Klar kann man einen Song auch genauso singen wie im Original – keine Frage. Aber wenn er nur so gut funktioniert, dann ist es unter Umständen schwieriger, ihn dir wirklich zu eigen zu machen.
4. Kann ich mit dem Text etwas anfangen?
Das ist die wahrscheinlich wichtigste Frage. Songs bestehen nicht nur aus Tönen, sondern auch aus Worten. Und Worte haben einen ganz konkreten Inhalt. Es ist wichtig, dass der Text des Songs dich anspricht. Erst mal musst du ihn natürlich verstehen. Wenn er nicht in deiner Muttersprache geschrieben ist, dann such nach einer Übersetzung oder schlag die Wörter nach, die du nicht kennst. Oft enthalten Songtexte auch Redewendungen oder subtile Anspielungen, die man in einer Fremdsprache nicht unbedingt sofort versteht. Prüfe den Text auf seine Qualität: Sind das ein paar banale aneinandergereihte Aussagen, oder erkennst du einen Aufbau, einen Verlauf? Sagen die Worte genau eine einzige Sache aus, oder kann man sie auf verschiedene Weisen verstehen und interpretieren? Lösen die Sätze etwas aus in dir, ein Gefühl, Gedanken, Ideen?
5. Kann ich hinter der Aussage stehen?
Und zu guter Letzt: Kannst du die Kernaussage des Songs vertreten? Ist das etwas, das sich mit deinen persönlichen Werten deckt? Wenn du einen Song erarbeitest, besteht ein grosser Teil der Arbeit darin, ihn dir zu eigen zu machen. Deine Interpretation des Songs muss eine persönliche werden, die dich widerspiegelt. Wo erkennst du dich im Song wieder? Was ist DEINE Version der Aussage? Deine Songauswahl soll nur enthalten, was du auch wirklich aus ganzem Herzen bejahen kannst.
Fazit
Und jetzt denkst du vielleicht – oh Gott, wie soll ich denn da je etwas finden! 😉 Keine Angst: Allerhöchstwahrscheinlich berücksichtigst du diese Fragen sowieso schon, wenn du dich für etwas entscheidest. Es ist ja logisch, dass wir uns eher zu etwas hingezogen fühlen, das uns anspricht und das wir interessant finden. Die Fragen können dir aber dazu dienen, genauer zu reflektieren, welche Aspekte für dich wirklich wichtig sind und was dich als Sänger:in ausmacht, wie du dich zeigen möchtest. Und vielleicht ist ja auch etwas darunter, das du bis anhin überhaupt nicht auf dem Schirm hattest – umso besser! Dann gibt es bei der Songauswahl viel Neues für dich zu entdecken.
PS: Wenn du mehr zum Thema „Sich einen Song zu eigen machen“ wissen möchtest, dann lade dir doch meine Checkliste „In 10 Schritten ready für die Bühne“ herunter.